Eine sehr intensive Zeit geht langsam zu Ende. Nach meinem 3 monatigen Leadership Seminar um zukünftig Führungskraft werden zu können, lasse ich für mich selbst und auch hier auf meinem Blog alles einmal Revue passieren. So viel Input, Informationen und Gedankenanstöße, die ich die letzten Wochen bekommen habe, gehen mir durch den Kopf. Ich habe mich selbst gefragt, was ist bei mir am meisten hängen geblieben? Was waren für mich wirklich wichtige Erkenntnisse? Ich habe hier einmal meine Top 10 Tipps um Führungskraft werden zu können zusammengefasst:
1. Nur wenn du auf dich selbst achtest, kannst du auch auf andere achten
Das Thema Achtsamkeit war in unserem ganzen Seminar präsent. Und das zu Recht! Du kannst niemanden helfen, wenn du nicht dir selbst helfen kannst. Wie willst du anderen einen Weg weisen und diesen den Stress nehmen, wenn du selbst völlig chaotisch, energielos und gestresst bist? Führung fängt also bei dir selbst an. Durch die Digitalisierung wird die Welt immer schnelllebiger und jeder für sich muss einen Weg finden, damit besser umgehen zu können. Auch einmal abzuschalten. Sich außerhalb dieser digitalen Welt Auszeiten zu schaffen.
2. Methoden zum Stressabbau erfordern nicht viel Zeit
Keine Zeit für eine stundenlange Meditation? Oder zwei Stunden Yoga am Morgen? Kein Problem, denn auch schon kleinste tägliche Übungen können den Stress reduzieren und die Konzentration steigern. Und das beste daran: man kann diese auch sehr gut an seinem Arbeitsplatz durchführen. Kleine Meditationsübungen benötigen zum Teil nur 1-3 Minuten am Tag und damit ist schon ein positiver Effekt zu beobachten.
- 3 Mal tief durchatmen und dabei die Augen schließen
- 30 Sekunden lang ein Objekt fokussieren und nur dieses angucken
- 30 Sekunden lang die Augen schließen und nur allen Geräuschen zuhören
- 1 Minute lang seine Hand abtasten und „fühlen & wahrnehmen“
- 4 Minuten lang seine Gedanken wie Seifenblasen zerplatzen lassen, bis bestenfalls keine Gedanken mehr da sind.
- täglich festhalten: was war der schönste Moment in den letzten 24 Stunden?
- täglich festhalten: was sind 3 Dinge, für die ich dankbar bin?
3. Mit Storytelling das Publikum gewinnen
Meist geht es nicht darum, was man im Detail erzählt, sondern WIE. Damit sage ich nicht, dass der Inhalt egal ist, aber dass es einen Unterschied in der Aufmerksamkeit der Leute macht, wie man diese Information rüber bringt. Zählt man nur harte Zahlen auf, bei dem die meisten ab dem ersten Chart nicht mehr aufmerksam zuhören oder erzählt man eine Geschichte, die durch das Thema leitet? Durch ein gutes Storytelling kann man Kreativität wecken und die Vorstellungskraft unterstützen, dadurch reißt man seine Zuhörer mit und bindet sie emotional ein. Überlegt euch also: Was wollt ihr aussagen? Was ist eure Kernbotschaft? Wie könnt ihr diese in eine Geschichte einbetten?
Einen spannenden Ted Talk zu Storytelling findet ihr hier
4. Wir leben in einer VUCA Welt
VUCA ist ein Akronym:
- volatility ‚Volatilität‘ (Unbeständigkeit),
- uncertainty ‚Unsicherheit‘,
- complexity ‚Komplexität‘ und
- ambiguity ‚Mehrdeutigkeit‘
Quelle: Wikipedia
Es beschreibt die schnelllebige, komplexe und unsichere Welt, in der wir uns aktuell befinden. Durch die Digitalisierung aber auch andere Treiber müssen wir uns auch im beruflichen Umfeld darauf einstellen. Das ändert auch das Verständnis der Führungsrolle und Mitarbeiter im Team.
5. Es gibt nicht „die eine richtige Führungskraft“
Jeder Mensch ist anders. Und auch für eine Führungskraft gibt es nicht das eine Schema F wie sie zu sein hat, was sie genau zu tun hat um erfolgreich zu werden. Der eine hat eine klare Vorstellung, nimmt sein Team mit, begeistert seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für seine Idee und gibt ihnen die Richtung vor, der andere entwickelt zusammen mit dem Team die Vision wo sie hin wollen. Der eine ist analytisch, der andere kann super Geschichten erzählen. Und sie alle können gute Führungskräfte sein, wenn sie ihre Stärke einsetzen und das Team motivieren.
6. Der neue Weg zum Führen: Empowerment
Eins wissen wir alle schon längst: die Zeiten des „alten Führungsstils“ sind vorbei. Die Zeiten, in denen Führungskräfte Aufgaben deligieren, den Lösungsweg vorgegeben und zum Teil selbst erarbeitet haben sind vorbei. Hierarchien lösen sich immer mehr auf. Die Führungskraft muss vom Chef zum Coach werden. In der heutigen VUCA Welt kann ein Unternehmen nur erfolgreich sein, wenn es eigenständige, sich selbst führende Teams hat. Jeder Mitarbeiter ist für seine Themen verantwortlich und erarbeitet diese selbstständig mit seinem eigenen Lösungsweg. So kann er viel schneller auf Veränderungen reagieren und neue Wege entwickeln. Aber genau dahin muss die Führungskraft ihre Mitarbeiter erst einmal entwickeln, denn diesen wird jetzt viel mehr Verantwortung als früher übertragen. Die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass ein Mitarbeiter selbstverantwortlich und selbstständig arbeitet, das ist Empowerment.
7. So schafft man Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Team
Ein großer Teil der Führungskräfte scheitern in den ersten 24 Monaten – Woran liegt das?
Hier können natürlich ganz viele verschiedene Faktoren einwirken. Oftmals sind zum Beispiel das Problem, dass das Team von der neuen Führungskraft nicht abgeholt wird, dass man keinen gemeinsamen Austausch hat, dass Stärken und Schwächen der Mitarbeiter von der Führungskraft nicht gesehen werden, dass alle Einzelkämpfer sind und im schlimmsten Fall die Mitarbeiter im Konkurrenzkampf stehen.
Aber wie kann man all dies vermeiden?
Ganz wichtig ist es eine gemeinsame Teamvision zu haben – wo will man hin? Was ist das gemeinsame Ziel? Ein Team, das an einem Strang zieht und ein gemeinsames Ziel hat, unterstützt sich gegenseitig.
Nicht zu unterschätzen ist Kommunikation und Austausch. Sowohl gemeinsame Team-Jour-Fixe sowie aber auch regelmäßige Einzelgespräche zwischen Führungskraft und Teammitglied schaffen ein Teamgefühl und sorgen für Vertrauen untereinander. Zuhören und nicht nur deligieren.
8. „Fail, but fail fast!“
Fehler können passieren. Jeder macht sie. Aber das wichtigste dabei ist, dass man daraus lernt. Dass man sie nicht wiederholt. Dass man daraus gestärkter und schlauer hervorkommt. Gerade in einer so schnelllebigen Welt ist es essentiell, nicht zu viel Zeit zu verlieren und an Altem festzuhalten, was sich einfach nicht bewährt. Den Misserfolg lieber schnell anerkennen und Produkte / Ideen weiterentwickeln als krampfhaft versuchen, daraus noch irgendetwas heraus zu holen.“Riding dead horses“ nennt man dies ansonsten. Dafür ist es wichtig eine gute Fehlerkultur im Unternehmen und in seinem Team zu etablieren. Fehler sollten nicht versteckt werden sondern offen darüber gesprochen werden, sodass nicht nur man selbst, sondern auch andere daraus etwas lernen und zum Beispiel diesen Fehler erst gar nicht machen müssen. Deshalb hat man zum Beispiel auch „Fucked Up Nights“ ins Leben gerufen, in dem auch viele hohe Führungskräfte offen über ihre größten Fehler sprechen. Nur so schafft man eine Unternehmenskultur die aus Fehlern lernt.
9. Motivatoren für das Team liegen in der Hand der Führungskraft
Bei einer Studie hat man Mitarbeiter selbst bewerten lassen, was für sie wichtig ist im Job. Und dabei raus gekommen sind nicht etwa das Geld, Arbeitszeiten etc. Das sind Dinge, die man als Teamchef zum Beispiel gar nicht in der Hand hat in einem Großkonzern. Aber dennoch hat man die Chance seine Mitarbeiter zu motivieren. Die Motivation der Mitarbeiter ist das A und O – und diese ist nach der Befragung weniger abhängig von Gehalt oder Arbeitszeit sondern vielmehr von Wertschätzung, Teamzusammenhalt und interessanten Themen. Somit hat man als Führungskraft alle Möglichkeiten um ein erfolgreiches Team zu etablieren.
10. Darum ist Ambidextrie für erfolgreiche Unternehmen nicht mehr wegzudenken
Ambidextrie bedeutet wörtlich übersetzt „Beidhändigkeit“ und soll die Fähigkeit beschreiben sowohl die linke als auch die rechte Hand gleichwertig nutzen zu können. Es ist also im Unternehmensumfeld eine Metapher, die die Fähigkeit beschreiben soll, sowohl seine bestehenden Geschäftsfelder weiterführen und verbessern zu können (Exploitation – Effizienzbewusstsein) als auch gleichzeitig auf den sich verändernden Markt mit neuen Ideen / Innovationen etc. reagieren zu können (Exploration – Experimentierfreude und Veränderungsbewusstsein)
Diese zwei Ansätze bezeichnet man auch als blaue und grüne Welt. In der VUCA Welt, in der wir uns befinden, ist es für ein Unternehmen wichtig, ein Umfeld und eine Unternehmenskultur zu schaffen, in der beide Welten platz finden. Unternehmen, die sich zum Beispiel nur auf Exploitation fokussiert haben sind u.a. Nokia oder Kodak – dadurch ging der Anschluss an den sich verändernden Markt verloren.
Interessieren euch ein oder mehrere Themen besonders? Möchtet ihr zu einem dieser Themen einen ausführlicheren Blogpost haben – dann schreibt mir dies gerne in den Kommentaren.
Wenn ihr weitere tolle Tipps aus Euren Leadership Seminaren oder durch Eure Erfahrung habt, dann teilt sie auch gerne in den Kommentaren mit. Lasst uns voneinander lernen.
Hallo Sabrina,
danke für deinen Artikel. Ich finde es sehr interessant zu lesen, welche Schwerpunkte bei deinem Seminar behandelt wurden. Was mich noch interessieren würde, ist das Ziel der Sache. Ist es tatsächlich Voraussetzung, um Personalverantwortung zu übernehmen? Und natürlich: Wie geht es weiter – was davon wendest du jetzt an?
Für mich selbst ist Leadership ein extrem wichtiges Thema. Vor allem 3 Punkte würde ich gerne ansprechen – vielleicht eröffnen die ja noch eine zusätzliche Perspektive auf deine Erkenntnisse.
1. Leadership ist für mich untrennbar verbunden mit Marketing und Change-Management.
Diese Drei bedingen und ergänzen sich. Wer in einem dieser Felder herausragen möchte, schafft das m.E. nicht ohne die beiden anderen.
2. Zwei wichtige Stichworte in diesem Zusammenhang sind für mich: “Enrollment” und “Empathie”.
Immer wenn es um Wandel geht, suchen gute Leader/Marketer Enrollment, statt mit Macht etwas durchzusetzen (=Rollout). Dazu ist in hohem Maße Empathie gefragt. Das Wort kennt man natürlich, sie aber wirklich zu beschreiben und abzugrenzen würde den Rahmen sprengen. Als Marketing-Pro, ist dir aber klar, was ich meine.
3. Leadership ist für mich nie nur an Macht gebunden.
Das heißt, man muss m. E. keine Führungskraft sein, um zu führen. Wir haben jeden Tag reichlich Möglichkeiten, um das zu tun.
Danke noch mal für die Einblicke, ich wünsche dir alles Gute für neue, spannende Aufgaben und freue mich, wenn du das möglichst schnell anwendest. Wir brauchen mehr Menschen, die Leader sein wollen.
Viele Grüße Robert
Autor
Hallo Robert,
vielen Dank für deine Kommentar. Bei uns ist es keine Grundvoraussetzung das Seminar zu machen für eine Führungsstelle, aber es bereitet ein sehr gut auf zukünftige Herausforderungen vor und eröffnet Möglichkeiten eine Stelle mit Führungsverantwortung zu erhalten. Auch wenn du natürlich Recht hast, dass man keine Führungskraft sein muss, um zu führen. Und genau das finde ich auch spannend in der heutigen Arbeitswelt, man kann alles erlernte schon direkt umsetzen und das versuche ich auch schon so gut es geht.
VG
Sabrina
Das Thema finde ich super spannend. Ich glaube die Herausforderung als Führungskraft in der heutigen Welt liegt tatsächlich darin sich als Führungskraft nicht grundsätzlich über die Mitarbeiter zu stellen aber gleichzeitig für den Rahmen zu sorgen, der nötig ist, um effizient zu arbeiten. Das Team muss sich wohlfühlen und es ist als Führungskraft total wichtig die Stärken der einzelnen zu erkennen, zu fördern und Mitarbeitern den Raum zu sich persönlich zu entwickeln.
Würde mich freuen mehr zu diesen Business Themen auf deinem Blog zu lesen 😉
Liebe Grüße, Milli
(https://www.millilovesfashion.de)
Autor
Liebsten Dank für dein Feedback und ich freue mich total, dass das Thema so gut angenommen wird. Sehr gerne kann ich auch zukünftig weitere Business Themen etc. auf meinem Blog aufnehmen. Es gibt hier vieles spannendes zu berichten 🙂
Hi Sabrina,
danke für die Aufarbeitung deiner Erkenntnisse, das finde ich sehr spannend! Besonders interessant fand ich den Ansatz der „Fucked Up Nights“, weil das einfach so wichtig für die Fehlerkultur ist. Ich bin z, B. immer darüber erstaunt, wie manche Mitarbeiter manche Vorgesetzte wahrnehmen, wenn wir uns über sie unterhalten. Ich nehme sie nämlich meist weitaus „menschlicher“ oder „nahbarer“ wahr, als andere Mitarbeiter (was vielleicht auch an der Hierarchie liegt), aber ich glaube, wenn man dies in viele Ebenen trägt, hätte es einen total positiven Effekt!
Ich finde auch, dass einfach immer deutlicher wird, dass „die alte Schule“ der Führung bei unserer Generation auch gar nicht mehr der richtige Weg ist und zu keinen wirklich guten Ergebnissen führt. Das passt einfach nicht mehr zu der Welt in der wir leben – es hängt alles viel mehr miteinander zusammen. Tatsächlich ist Storytelling mit Nutzen auch etwas, wo ich bei mir selbst immer merke, dass es viel besser motiviert und das Engagement, das Projekt voranzutreiben viel größer ist, wenn man das die Storyline kennt und nicht nur von Kapitel zu Kapitel springt.
Liebe Grüße!
Autor
Vielen Dank für deine Reflexion und ich finde es toll, dass du es bei dir auch ähnlich erlebst. 🙂